#56 Platonische Co-Elternschaft mit Freunden
Emma ist schwanger – und bittet James, einen Freund...
5/28/20244 min read
In unserer heutigen Zukunftsgeschichte blicken wir durch die Augen von Emma in Birmingham. Sie ist schwanger – und bittet James, einen Freund, ihr Co-Elternteil zu werden.
In einer Welt, in der Familie nicht in eine Schablone passt, entsteht ein neuer Weg zur Elternschaft – die platonische Co-Elternschaft: Freunde ziehen gemeinsam Kinder groß, ohne dass eine romantische Beziehung erforderlich ist.
Platonische Co-Elternschaft stellt traditionelle Normen auf den Kopf: Man überspringt Dating-Apps, verzichtet auf unangenehme erste Dates und beginnt direkt mit dem Aufbau einer Familie mit einem Freund. Manche Co-Eltern leben sogar zusammen und teilen alles außer einem Bett. Es ist wie eine moderne Version der Brady Bunch, nur ohne die Romanze.
Angetrieben wird dieser Trend von sich verändernden sozialen Normen, finanziellen Sorgen und dem Wunsch nach geteilter Verantwortung bei der Kindererziehung. Er bietet einen alternativen Weg zur Elternschaft für diejenigen, die Familie über romantische Beziehungen stellen oder Unterstützungssysteme außerhalb traditioneller Paare suchen.
Der Trend gewinnt an Fahrt, da immer mehr Menschen Flexibilität und Autonomie in ihren Familienstrukturen suchen und die Bedeutung gemeinsamer Werte und Engagement über die romantische Liebe bei der Erziehung eines Kindes stellen.
Aber was beinhaltet diese unkonventionelle Reise? Begleiten Sie uns, während wir die Motivationen, Herausforderungen und das Potenzial der platonischen Elternschaft mit Emma erkunden und entdecken, wie sie ihre Zukunft neu gestaltet.
Birmingham, 2034
Emma atmet schwer. Das abgenutzte Leder der Eckbank knarrt, als sie sich bewegt, ihre Finger fahren über die vertrauten Rillen im Holz.
James beobachtet sie mit einer Zärtlichkeit, die seinem Ruf als knallharter Geschäftsmann widerspricht. Eine schwere Stille, die nur durch das leise Klirren von Emmas zuckerstimulierendem Kaffeelöffel gegen die Tasse unterbrochen wird.
"James", beginnt Emma, kaum atmend, ein Geständnis bleibt in ihrer Kehle stecken. "Ich bin schwanger."
Das Wort hängt schwer in der Luft. James' Augen weiten sich für einen Moment. Er streckt die Hand aus und bietet ihr nicht Worte, sondern eine beruhigende Berührung.
Die Entscheidung, das Baby zu behalten, war eine Herausforderung für Emma. Der Vater, eine flüchtige Affäre von einer Geschäftskonferenz, ist bereits ein Geist aus ihrer Vergangenheit. Emmas geplantes Leben sah kein Baby vor. Doch unter dem Schock entzündet sich ein Funken starken mütterlichen Instinkts in ihr. Sie will dieses Kind. Das Wie, das Wer – das ist die erschreckende Unbekannte.
Und da kommt James ins Spiel. Er ist mehr als nur ein Freund; er ist die eine Person, auf die sie sich immer verlassen kann. Seine Freundlichkeit, seine unerschütterliche Unterstützung, seine sanfte Art – das sind die Eigenschaften, von denen sie weiß, dass ihr Kind sie braucht. Eigenschaften, die in der erbarmungslosen Finanzwelt oft als Schwächen angesehen werden, aber für Emma sind sie Stärken.
Emma war schon immer sehr unabhängig. Doch jetzt, wo sie vor der Mutterschaft steht, erkennt sie, dass ihre Unabhängigkeit sie vielleicht vor der Verletzlichkeit geschützt hat, jemanden zu brauchen.
James hingegen sehnt sich schon lange nach einer Familie. Er hat die Freude der Elternschaft bei anderen miterlebt und sehnt sich nach dieser Verbindung. Aber die Oberflächlichkeit der Dating-Szene hat ihn desillusioniert.
"Erinnerst du dich an den Artikel über platonische Co-Elternschaft?", fragt Emma, ihre Stimme ist jetzt stärker, zittert aber immer noch vor Unsicherheit. "Der, über den wir Witze gemacht haben... was wäre, wenn wir doch nicht gescherzt haben?"
Ein nervöses Lachen entkommt James' Lippen. Die Idee ist wild, unkonventionell und fast schon verrückt. Doch als er Emma ansieht, die Frau, die er seit Jahren kennt und liebt, nicht als romantische Partnerin, sondern als verwandte Seele, fühlt er einen Moment der Wahrheit. Es ist eine Möglichkeit in einer vorhersehbaren Welt, eine Chance, etwas Bedeutsames aufzubauen.
Die folgenden Wochen werden zu einem Wirbelwind aus Emotionen und logistischen Herausforderungen. Sie suchen Rat bei einer erfahrenen Familienanwältin, deren sachliches Auftreten eine überraschende Empathie für ihre einzigartige Situation verbirgt.
"Interessant, in der Tat", hallen die Worte der Anwältin nach, ein schiefes Lächeln umspielt ihre Lippen. "Ein Wagnis, meine Lieben, ein Wagnis." Die Missbilligung ihrer Mutter gesellt sich zu dem Chor der Zweifel in Emmas Kopf.
Ein Jahr später zeugen sorgfältig ausgearbeitete Tabellen von einem anderen Zeitplan als noch kurz zuvor: Fütterungszeiten, Nickerchen und die nie endende Suche nach einer vollen Nacht Schlaf. Kämpfe im Sitzungssaal verblassen im Vergleich zu dem Krieg gegen Windeldermatitis.
Erschöpfung zeichnet sich auf ihren Gesichtern ab, eine Karte schlafloser Nächte. James findet sich jetzt in einem Labyrinth aus Babyflaschen und Schlafliedern wieder. Seine architektonischen Pläne liegen vergessen, ersetzt durch die komplizierten Pläne der Elternschaft. Emma, die Marketing-Expertin, kämpft jetzt damit, die Stunden zu zählen, die sie an Schlaf ergattern konnte. "Das macht mich noch kreativer", scherzt sie.
"Wir treten gerade so Wasser, Em", gesteht James eines Nachts, die Lichter der Stadt sind stille Zeugen ihrer Verletzlichkeit. Ihre Blicke, schwer von unausgesprochenen Ängsten, sprechen Bände.
Emmas Stimme, ein zerbrechliches Flüstern, gibt seine Gefühle wieder. "Wir scheitern... an allem." Tränen schimmern in ihren Augen.
James streckt die Hand aus, seine Berührung eine Rettungsleine im stürmischen Meer ihrer Gefühle. "Nein. Überfordert. Das dürfen wir sein."
Hilfe. Eine Rettungsleine. "Ein weiterer Co-Elternteil?" Emmas Stimme, eine zaghafte Note, hängt in der Luft.
Ein Lächeln erblüht auf James' Gesicht, ein Sonnenstrahl durchbricht die Wolken des Zweifels. "Vielleicht doch nicht so verrückt."
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Daniel Egger, Innsbruck, Unternehmensberatung
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