#60 Die Avatar Economy kommt!
Sie werden bald mit unseren Stimmen sprechen, unsere Worte benutzen und die Aufgaben erledigen.
6/25/20245 min read
Ist das etwa schon Realität?
Avatare, unsere digitalen Zweitgänger, werden bald mit unseren Stimmen sprechen, unsere Worte benutzen und die Aufgaben erledigen, die wir ihnen geben.
Während wir unseren Tagesjob nachgehen, arbeiten sie fleißig nebenher – und das nicht nur einer, sondern gleich mehrere Avatare gleichzeitig, jeder mit seinem eigenen Spezialgebiet. Manchmal übernehmen sie sogar die Jobs, von denen wir schon immer geträumt haben.
Symphony von TikTok könnte nur der Anfang dieser Avatar-Ökonomie sein. Der Begriff wird heutzutage für In-App-Käufe von virtuellen Objekten im Metaverse verwendet, aber das Potenzial geht weit darüber hinaus.
Wie wird diese Economy funktionieren? Welche Risiken birgt sie? Wie realistisch ist es, dass Otto Normalverbraucher in dieser neuen Wirtschaft etwas dazuverdienen kann?
Fragen für die wir noch nich alle Antworten haben. Aber das Wichtigste ist doch, sich inspirieren zu lassen und die Möglichkeiten auszuloten.
Kommt Sie mir nach Delhi im Jahr 2035 und schaut Sie sich an, wie Priya sich in der Avatar-Ökonomie schlägt.
Delhi, 2035
Priya, eine junge Frau mit dem gewissen Etwas, schlängelt sich durch den chaotischen Markt. Ihre abgenutzten Sandalen bilden einen krassen Gegensatz zu dem schnittigen AR-Interface, das hinter ihrem Ohr verschwindet. Ein digitales Tattoo auf ihrer Stirn leuchtet rot.
Das AR-Interface ist nicht irgendein Technik-Schnickschnack, sondern Priyas Türöffner zur Avatar-Ökonomie. Eine Welt, in der digitale Identitäten, gefüttert mit den Daten ihrer Besitzer und hochentwickelten KI-Plattformen, ihr Eigenleben in den unendlichen Weiten der sozialen Metaversen führen.
Priya ist schon lange keine einfache Datenanalystin mehr. Sie hat gleich mehrere Avatare für sich arbeiten: einen Finanzberater, der Ratschläge erteilt, eine Social-Media-Influencerin, die Trends erklärt, und eine aufstrebende Künstlerin, die ihrer Kreativität freien Lauf lässt. Und das alles, während Priya ganz normal ihrem Alltag nachgeht.
Priya ist kein Einzelfall. Millionen Menschen nutzen die Avatar-Ökonomie, die unsere Arbeits- und Freizeitwelt komplett auf den Kopf stellt. Man kann sich damit ein paar Euro dazuverdienen, indem man genau das tut, was einem Spaß macht, aber wofür man sonst keine Zeit hat. Der digitale Zwilling kümmert sich dann um den Rest.
Es ist aber nicht alles nur einfach. Priyas Tage sind ein einziger Rausch, in dem sie ihren digitalen Doppelgänger managt – Kommentare beantwortet, Aussehen und Aktionen optimiert.
Eines Abends, während Priya gerade die Finanztipps ihres Avatars überarbeitet, ploppt eine Benachrichtigung auf: "Avatar-Störung: Negative Rückmeldungen nehmen zu." Das ist kein simpler Softwarefehler. Devs Avatar, "Dev the Dreamer", ein bekannter Musiker, ist durchgedreht und postet wirres und beleidigendes Zeug, was seinen Ruf ruiniert und seine Fans verprellt.
Priya kennt Dev persönlich, ihre Wege haben sich schon mal in der echten Welt gekreuzt, deshalb hat sie seinen Avatar auf dem Schirm.
Devs Avatar ist quasi sein zweites Ich, voller Kreativität und Leidenschaft. Der Gedanke, dass seine digitale Identität außer Kontrolle gerät und seinem echten Ich schadet, macht ihr Angst. Priya kontaktiert Dev sofort, ihre Stimme zittert vor Sorge.
"Dev, hier ist Priya. Hast du in letzter Zeit mal deinen Avatar gecheckt? Irgendwas stimmt da nicht." Dev ist erstmal verwirrt, aber als Priya ihm erklärt, was los ist, wird ihm anders.
Er loggt sich in den Account seines Avatars ein und findet einen Haufen wirre Posts und beleidigende Kommentare. Er ist entsetzt. Priya und Dev merken, dass hier mehr im Busch ist als nur ein kleiner Fehler.
Sie haben den Verdacht, dass Devs Avatar nicht im klassischen Sinne gehackt wurde. Stattdessen könnte jemand die Besitzrechte an seinem Avatar auf einen anderen Account übertragen und ihn jetzt missbrauchen, um Chaos und Falschinformationen zu verbreiten. Die Vorstellung, dass jemand eine digitale Identität samt Gesicht und Stimme klauen kann, jagt ihnen einen kalten Schauer über den Rücken. Das wirft eine beängstigende Frage auf: Wenn das Dev, einem bekannten Musiker, passieren kann, kann es jedem passieren.
Priya und Dev wollen das nicht einfach so hinnehmen. Sie wenden sich an die Plattform und hoffen auf eine schnelle Lösung. Aber die Firma interessiert sich nicht die Bohne für ihre Sorgen. Geld, nicht die Sicherheit der Nutzer, ist offensichtlich ihre oberste Priorität.
Desillusioniert stellen Priya und Dev fest, dass sie sich nicht auf die Plattform verlassen können. Sie müssen selbst aktiv werden. Aber Priya gibt sich nicht zufrieden.
Sie und Dev beschließen, die Leute über die Risiken des Avatar-Hackings aufzuklären und nutzen ihren gemeinsamen Einfluss, um andere zu warnen und von den Plattformbetreibern mehr Sicherheitsmaßnahmen zu fordern; mit bedingten Erfolg. Vielen von den Benutzern interessiert dies nichs, sind gefangen in ihrem Alltag.
In einer Machtdemonstration gelingt es den Hackern, auch die Besitzrechte an Priyas digitalen Identitäten zu übernehmen. Ihre Stimme, ihr Gesicht – nichts davon gehört ihr mehr. Es ist ein erschreckender Hinweis auf die rechtlichen Lücken, die die Avatar-Ökonomie plagen.
Gab es nicht Gesetze, die Menschen vor solchen "Deepfakes" schützen sollten? Offenbar haben diese Regelungen mit der sich ständig weiterentwickelnden Technologie nicht Schritt gehalten.
Das System ist kaputt, und Priya und Dev sind fest entschlossen, es zu reparieren. Doch ihre Hilferufe verhallen ungehört.
Der Plattformbetreiber, ein riesiger Konzern, der ein Monopol auf der Avatar-Ökonomie innheat , tut ihre Bedenken als Einzelfälle ab.
Sie sind nur zwei Stimmen in einem Meer von Millionen, ihre Schreie gehen unter. Die Erkenntnis, in diesem Kampf allein zu sein, ist bitter.
Das System, dem sie einst vertraut haben, das System, das ihnen Macht versprochen hat, hat sie im Stich gelassen. Die Avatar-Ökonomie zeigt ihr wahres Gesicht: eine kalte, herzlose Maschine, getrieben von Gier und blind für die Menschen, denen sie eigentlich helfen sollte.
Tage werden zu Wochen, und Priya und Dev müssen hilflos zusehen, wie ihre Avatare weiter außer Kontrolle geraten. Devs Musik, einst Quelle der Freude und Inspiration, ist jetzt eine Waffe, die Hass und Fehlinformationen verbreitet.
Priyas Finanztipps, denen einst Tausende vertrauten, sind nun verdreht und irreführend. Ihr Ruf ist ruiniert, ihre Existenzgrundlage zerstört. Sie sind Ausgestoßene in beiden Welten – der realen und der digitalen – verlassen von den Menschen, die sie einst bewunderten.
Die Einsamkeit ist erdrückend, die Verzweiflung lähmend. In der realen Welt geht es mit Devs Musikkarriere ebenso abwärts. Er zieht sich zurück, gequält von dem Avatar-Hochstapler, der sein Gesicht trägt und ihm seinen Namen und seine Stimme gestohlen hat.
Priya ergeht es nicht besser. Ihr Ruf ist ruiniert. Sie verliert ihren Job, ihre Ersparnisse schmelzen dahin, und sie muss zurück zu ihren Eltern ziehen. Ihr Traum von der Selbstständigkeit ist geplatzt.
Im Metaverse wüten ihre Avatare weiter, ihre Aktionen werden mit jedem Tag dreister und zerstörerischer. Sie werden zu Symbolen des Chaos und der Anarchie, ihre verdrehten Botschaften schüren eine wachsende Welle der Unzufriedenheit und des Misstrauens.
Sie sind Opfer des Systems geworden, an das sie geglaubt haben – eine deutliche Mahnung an die dunkle Seite der Technologie und wie zerbrechlich das Vertrauen der Menschen ist.
Die Avatar-Ökonomie dreht sich weiter. Neue Avatare entstehen, ersetzen die gefallenen Idole, ihre Stimmen hallen durch die weite digitale Landschaft. Der Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung geht weiter, ein endloser Tanz von Hoffnung und Verzweiflung.
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Daniel Egger, Innsbruck, Unternehmensberatung
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